Risikokapital fressen oder sterben: Startup Finanzierung

Risikokapital fressen oder sterben: Startup Finanzierung

Der Startup-Friedhof als Ergebnis moderner Startup Finanzierung durch Risikokapital

Die Anforderungen an moderne Business-Websites werden immer höher…

Warum ist das so? Warum wird es immer schwerer und (auch finanziell) aufwendiger, gute und vielbesuchte Websites aufzubauen, bekannt zu machen und damit auch seinen Lebensunterhalt zu verdienen? In der Anfangszeit des Internet (als Google noch nicht die alles dominierende Suchmaschine war, die Nutzung des Webs noch nicht so universal und der technische sowie organisatorische Aufwand der Website-Erstellung noch nicht so hoch) konnte man mit kleinem Geld und einer guten Idee viele Besucher auf seine Seite ziehen und damit sogar noch Geld verdienen. Diese Zeiten sind vorbei.

Die Suchergebnisse in Google (auf den ersten Seiten) gleichen inzwischen einer modernen Fußgängerzone, die kaum noch ‚kleine Tante-Emma-Läden‘ kennt: Amazon, Ebay, Google selbst, Shopping Ergebnisse der größten Shops, Markennamen etc. dominieren die Spitze der Suchergebnisse. Wenn man dort hochkommen will, muss man sein Webbusiness entweder bereits seit mindestens zehn Jahren kontinuierlich betrieben und ausgebaut haben oder über eine sehr dicke Geldbörse verfügen.

Für Leute, die sich mit der Materie ‚Startups‚ bzw. neue Geschäftsideen im Internet nicht so auskennen, sei es einmal erläutert: Die Regel bei jungen Internet-Unternehmen ist es, dass sie versuchen müssen, für Ihre Gründung Geld  von externen Risiko-Kapitalgebern einzusammeln (sog. Investoren oder Business Angels oder Konzernen wie etwa Verlagsgruppen).Warum kein normaler Bank-Kredit wie beim Handwerker um die Ecke? Weil Internet-Startups für Banken zu riskant sind. Für neue Internet-Geschäftsmodelle gibts kein Geld von Banken… allenfalls eine magere Dispoerweiterung zu 12% Zinsen – mit separater Todesfallabsicherung des Disponehmers versteht sich…

Unsere Internet-Mitbewerber im Gesundheitsbereich haben teilweise mehrere Millionen EUR Risikokapital kassiert und sich damit dann natürlich auch weitgehend abhängig von ihren Kapitalgebern gemacht. Manche dieser mittelgroßen Internet-Unternehmen (ca. 10-30 Beschäftigte)  ‚verbrennen‘ jedes Jahr zwischen 1/2 Mio. bis 1 Mio. EUR für Personalkosten, Programmierung, Suchmaschinenoptimierung, Werbung etc., ohne diese Leistung erst erwirtschaften zu müssen. Hinter aufwendigen kostenlosen Internet-Leistungen für Endkunden (Services für Patienten, Bereitstellung von gesicherten Gesundheitsinformationen, Aufbau und Pflege großer Datenbanken, aufwendige mobile Webdienste etc.) steckt heute nahezu immer entweder ein kapitalkräftiger Konzern (z.B. eine Verlagsgruppe) oder eben Investoren bzw. Risikokapitalgeber.

Der Vorteil des externen Investoren-Kapitals: Die neue Website kann viel schneller wachsen, es können viel mehr Leute eingestellt werden, große Kooperationspartner können schneller gewonnen, eine höhere Marktdurchdringung rascher erreicht werden etc. Die Website muss erstmal nicht ihre eigenen Kosten für Personal, Programmierung, Suchmaschinenoptimierung, Miete für Büroräume usw. erwirtschaften.

Der Nachteil der Abhängigkeit von externem Kapital: Natürlich haben Investoren dann auch Forderungen an junge Teams, denn sie wollen ihren Invest (d.h. die neue Website) i.d.R. möglichst rasch gewinnbringend verkaufen. Der Jungunternehmer begibt sich unter den ‚Oberbefehl‘ seines Investors. Investoren platzieren teilweise eigenes Personal im neuen Unternehmen, um die Startups auf ihre ‚Linie‘ zu bringen. Ziel des ganzen ist meist der sog. ‚Exit‘, d.h. das Internet-Unternehmen soll teuer verkauft werden. Oft gelingen diese ‚Exits‘ nicht, das Portal wird eingestampft – der Gründer kann sich einen neuen Job suchen (man schaue sich hier z.B. den Startup-‚Friedhof‘ auf Gründerszene an) . Große Investoren verteilen ihr Risikokapital oft in zahlreichen Internet-Unternehmen gleichzeitig: wenn nur 10-20% der Websites Erfolg haben, kann das für den Investor die Mißerfolge der anderen Invests schon mit großem Gewinn ausgleichen. Diese Investoren-Methode hat für das gesamte Internet-Business einen Haken: Größere, investorenfinanzierten Portale werden oft nicht um der Sache selbst willen aufgebaut, sondern allein für den möglichst profitablen Exit. Was danach mit der Website geschieht, ist Investoren egal. Ein weiterer Nachteil: Interessante und innovative Internet-Startups, die keine Finanzierung erhalten, müssen sehr schnell aufgeben, da die Einstiegshürden für den ökonomischen Internet-Erfolg immer höher werden.

Zwar ist es heute nicht mehr schwer, mit Open Source Tools wie WordPress u.a. schnell eine neue Website zu erstellen und auch seine Meinungen zu verbreiten und den kostenlosen Content zu mehren. Sobald man jedoch mit der Website seinen Lebensunterhalt verdienen möchte, kommen die erwähnten Kostenfaktoren ins Spiel: Vorgaben des Gesetzgebers, Einstiegshürden, Suchmaschinenplatzierungen, individuelle Programmier-Erfordernisse u.a.

Schnell wachsen oder schnell sterben

Ein solcherart mit externem Kapital hochgepäppeltes Startup-Internet-Unternehmen hängt immer am Tropf der Investoren: Verlieren die Investoren die Lust, kann sich ein solches Unternehmen i.d.R. nicht länger als einige Monate über Wasser halten: Danach folgt der Gang zum Friedhof bzw. Insolvenzgericht.

Bildautor: Dr. Klaus Baum – Bildlizenz: Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Klaus Baum

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